
Boxen formt den Charakter
Dass Boxen ein so beliebter, international populärer Sport ist, verdanken wir sicherlich den großen Boxlegenden wie Max Schmeling, Muhammad Ali und Mike Tyson. In Deutschland hat es auf jeden Fall Henry Maske verdient, an dieser Stelle genannt zu werden. In der jüngsten Vergangenheit waren es vor allem die Klitschko-Brüder, Felix Sturm und Arthur Abraham, die die Stadien bei ihren Kämpfen füllten.
Es wäre allerdings nicht richtig, diesen tollen Sport nur auf die großen Spektakel im Scheinwerferlicht, bei denen auch das große Geld keine unerhebliche Rolle spielt, zu reduzieren.
Denn Boxen ist für alle da, durchaus als Breitensport für Menschen mit Herz, Biss und Verstand geeignet. Dieser Sport zeichnet sich durch klare Regeln und ein hohes Maß an Fairness und gegenseitigem Respekt aus. Eindeutig verboten sind zum Beispiel Fußtritte, Schubsen, Beinstellen, Kopfstöße, harte Schläge mit den Ellenbogen oder der Einsatz der Handinnenflächen. Vor allem Schläge “unter die Gürtellinie” sowie gegen den Hinterkopf werden direkt mit Ermahnung, Punktabzug oder sogar mit einer Disqualifikation geahndet. Grob unsportliches Verhalten führt unmittelbar zur Disqualifikation, dazu gehören Beleidigungen, Beißen, Anspucken, mutwilliges Umwerfen des Gegners, Fußtritte und so weiter.
Als gültiger Treffer punkten Schläge ins Gesicht oder gegen den Hals, an Oberkörper und Schultern, während Schläge gegen die Arme und Handschuhe des Gegners nicht von den Punktrichtern bewertet werden, weil dies die ganz normale Verteidigungsposition prinzipiell so vorsieht. Das sogenannte Klammern ergibt sich oftmals ganz automatisch und bedeutet meistens eine dringende, kurzzeitige Verschnaufpause, die der Ringrichter in aller Regel duldet beziehungsweise akzeptieren muss. Allerdings gehört zur Aufgabe des Ringrichters, das gegenseitige Umklammern sofort wieder zu trennen und dabei darauf zu achten, dass kein unfaires “Nachschlagen” erfolgt, bevor die Kampfrunde von beiden Boxern wieder fortgesetzt wird. Klammert ein Boxer zu viel, was auch vom Publikum als sehr störend empfunden wird, spricht der Ringrichter eine Verwarnung aus, die dann gegebenenfalls zu Punktabzügen führen kann.
Der Boxsport ist eine sehr dynamische Angelegenheit. Damit sind nicht nur die zuweilen tänzelnden Ausweichbewegungen gemeint, sondern vor allem auch die komplexen Vorgänge, die im Kopf des Boxers ablaufen müssen, denn einfach nur immer draufhauen reicht mitnichten aus, um einen Kampf zu gewinnen. Der professionelle Boxer studiert im Vorfeld gemeinsam mit seinem Trainer lange den Kampfstil des Gegners und überlegt sich eine Strategie zur optimalen Gestaltung seines eigenen Boxstils und seiner Kampftaktik, um die Schwächen des Gegners zu seinem Gewinn zu machen. Die gesamte Geschichte des Boxsports zeigt, dass der vermeintliche Favorit im Ring mitnichten immer als Sieger aus dem Kampf hervorgeht, wenn sein Gegner oder Herausforderer seinen Kampf mit viel Kalkül und Raffinesse bestreitet.
Im Allgemeinen zeichnet sich Boxen durch zwei sehr unterschiedliche Kampfstile aus: der defensive und der offensive Kampf. Im Ring kommt es sehr darauf an, in welcher Weise beide Varianten miteinander verbunden werden, was auch viel mit der Einteilung der Kräfte zu tun hat, denn ein Kampf über 12 Runden ist eine körperliche Extremleistung. Daher ist Boxtraining eine wirklich harte Arbeit, die zuweilen auch mentale Hürden überwinden muss. Es gibt kaum einen anderen Sport, bei dem so viel Freude, Schmerz und Emotionen wie Euphorie oder totale Verzweiflung immer wieder zum Zuge kommen, was den Boxsport so einzigartig macht. Wer diesen “Stallgeruch” einmal richtig vernommen hat, kommt davon nicht mehr los.
Viele Jugendliche träumen hierbei von einer Profikarriere. Im Ergebnis sind aber nur wenige wirklich dazu geeignet, diesen schweren Weg konsequent zu gehen, weil das nicht nur eine Frage harten körperlichen Trainings ist. Erforderlich sind neben einem richtigen Kämpferherz durchaus ein gewisses Talent und etwas Glück. Dennoch ist das Boxtraining nahezu jedem zu empfehlen, weil es nicht nur für einen athletischen Körperbau und eine sehr gute Fitness sorgt, sondern auch den Charakter und die Nehmerfähigkeiten eines jungen Menschen stärkt.