
Capoeira
Ist ein kleiner Vogel – doch warum wird dieser Begriff heute für eine Kampfsportart verwendet? Weil das kleine Männchen allen Gegner die Stirn bot – es kam zu wilden und furchtlosen Kämpfen. Doch Capoeira ist keine klassische Kampfsportart, die in Verbindung mit wilden Duellen steht. Wer sich für Capoeira entscheidet, der bleibt immer in Bewegung – im Mittelpunkt steht jedoch die Lebensfreude, weil der tatsächliche Kampf keinen Körperkontakt vorsieht.
Es geht um anspruchsvolle Bewegungen, wobei die Kämpfer auch oftmals auf den Händen tanzen. Wer sich für Akrobatik interessiert, der hat mit Sicherheit seine ganz spezielle Kampfsportart gefunden. Genau deshalb interessieren sich vor allem Frauen und Kinder für diesen speziellen Sport. Es gibt zudem keine niedergeschriebenen Regeln – schon seit Generationen werden die Regeln mündlich weitergegeben. Das ist auch der Grund, warum sich die Regeln – von Schule zu Schule – stark unterscheiden. Wer sich für den Sport interessiert, der bekommt kein Regelbuch in die Hände. Doch auch wenn es keine niedergeschriebenen Regeln gibt, so gibt es eine Sache, die unbedingt berücksichtigt werden muss – die Teilnehmer bilden einen Kreis, sodass in der Mitte der Kampf stattfinden kann.
Der Kreis
Haben die Teilnehmer einen Kreis gebildet, so beginnt das Training. Dieses kann in einem Park, in einer Turnhalle oder auch auf der Wiese stattfinden. Die Capoeiristas trainieren überall – am Ende entsteht ein unvergessliches und gemeinschaftliches Sporterlebnis. Für die Teilnehmer, für die Kämpfer und auch für die Zuseher. “Roda”, der Kreis, der aus Capoeiristas besteht, bildet die “Arena”. Die Teilnehmer versetzen sich dann in Stimmung – sie tanzen zu brasilianischen Rhythmen, singen, klatschen oder haben sogar Instrumente dabei, um für noch mehr Stimmung zu sorgen. Sitzen? Fehlanzeige. Auch wenn es keine fixen Regeln gibt, so ist jedem Teilnehmer klar, dass er in Bewegung bleiben muss. Die Musik eröffnet den Kampf, der dann endet, wenn die Musik vorbei ist.
Das Spiel
Wurde der Kreis gebildet, so lösen sich mit der Zeit zwei Teilnehmer, die gegeneinander “kämpfen” (“spielen”) möchten. Sie begeben sich mit einem Radschlag in die Mitte des Kreises. Nun folgt der Kampf, der eigentlich mehr ein körperlicher Dialog ist. Die Spieler führen eine Art Kampftanz aus, wobei hier Verteidigung und Angriff in einem dauernden Wechsel sind. Angriffe werden nicht geblockt; der “Gegner” weicht aus und antwortet mit einem Gegenangriff. Das “Spiel” dauert eine Minute – danach betreten zwei andere Kämpfer die Mitte des Kreises.
Die Täuschung
Die wohl wichtigste Methode dieses ausgefallenen Kampfsportes? Die Täuschung (“Malicia”). Der “Spieler” zeigt nicht die eigenen Stärken, sondern achtet darauf, dass der “Gegner” unvorsichtig wird, sodass er einen Fehler begeht. Der Gegner wird nie aus den Augen gelassen – nur so bieten sich Gelegenheiten, die am Ende über Sieg oder Niederlage entscheiden. All jene, die die Täuschung gut beherrschen, brauchen nur wenige Techniken zu beherrschen, damit sie am Ende gewinnen können.
Die Techniken
Die wohl bekannteste Technik? Ginga. Man ist ständig in Bewegung – es gibt keine Pause oder Ruhephasen. Aufgrund der Tatsache, dass jedem Angriff ausgewichen werden muss, ist der “Gegner” kein leicht zu treffendes Ziel.
Zu beachten ist, dass die Techniken allesamt sehr akrobatisch sind. Es gibt zahlreiche tiefe Bewegungen, die oftmals auch aus der Hocke kommen. Der Kämpfer schlägt viele Räder, verbringt viel Zeit auf den Händen und muss zudem noch die Bewegungen beherrschen, sodass er rechtzeitig ausweichen und den Sieg davontragen kann.