Turnen in seinen Ursprüngen
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich die Spiel- und Sportbewegung zunehmend weg von den streng geregelten bzw. methodischen Turnübungen. Natürliche Bewegungen, ausgerichtet an den jeweiligen Fähigkeiten der Kinder, sollten der individuellen Entwicklung Rechnung tragen. Österreichische Schulreformer, wie Karl Gaulhofer oder Margarete Streicher, riefen ein neuartiges reformpädagogisches Konzept mit dem Namen „natürliches Turnen“ ins Leben, welches sich auch sehr schnell in Deutschland etablieren konnte.
Von nun an standen nicht mehr stilgetreue und elitär wirkende Übungen, sondern vielmehr die sportliche Ausführung, die sich insbesondere an der jeweiligen Entwicklung des Einzelnen orientieren sollte, im Vordergrund.
Parkourtraining
Zunächst setzt sich das Parkourtraining, wie jede andere Sportart auch, aus drei Phasen zusammen: Aufwärmphase, Hauptteil und Abwärmphase. Das eigentliche Üben erfolgt dabei im Hauptteil und besteht meist aus Technik-, Ausdauer- oder Krafttraining. Die Art und Weise der Durchführung kann sich von Traceur zu Traceur durchaus unterscheiden, gewisse Varianten sind jedoch besonders häufig. Der sogenannte Run ist dabei besonders weit verbreitet.
Beim Run (Lauf) muss der Traceur eine vorgegebene Strecke voller Hindernisse, gemäß der Definition dieser Trendsportart, so schnell und effizient wie möglich überwinden.
Leitsatz des Parkours
Belle hat Parkour nicht lediglich als Sport, sondern vorrangig als kreative Kunst betrachtet. Erkennen und Überwinden der eigenen Grenzen als Leitbild. Überheblichkeit, Prahlerei oder Übertreibung sind ihm dabei ebenso unverständlich wie auch der Drang nach gefährlichen oder selbstüberschätzenden Situationen.
Betrachtet man bestimmte Aussagen von ihm, kann man sogar von poetischen Ansätzen sprechen. Sein wohl bekanntestes Zitat lässt dabei den für ihn wohl wichtigsten Grundsatz deutlich erkennen: „Bei einer unliebsamen Begegnung hat man im Grunde drei Möglichkeiten: Reden, kämpfen oder flüchten. Fast alle Kampfkünste und Selbstverteidigungssysteme beschäftigen sich mit der Flucht überhaupt nicht. Meine Hoffnung ist es, dass Parkour diese Lücke schließen kann.“
Kein Wettstreit oder Buhlen um Anerkennung, viel mehr Erkennen, Ausloten und Erweitern der eigenen Möglichkeiten. Darauf kommt es an.
Namensgebung der Techniken
Zunächst gibt es auch beim Parkour diverse Grundtechniken, die sich der Traceur aneignen muss. Dabei erhält aber nicht jede Übung eine eigene Bezeichnung. Vielmehr sollen die französischen Begriffe lediglich an die Art und Weise erinnern, die zur Bewältigung des entsprechenden Hindernisses angewandt wird. Diese Grundtechniken werden abgewandelt und stehen letztendlich mit eben diesen Hindernissen selbst in Zusammenhang.
Körperliches Wohlbefinden im Mittelpunkt
Wie bereits erwähnt soll beim Parkour das körperliche Wohlbefinden eine zentrale Rolle spielen. Um das Risiko von Verletzungen oder sonstigen Beeinträchtigungen bei diesem intensiven Training möglichst gering zu halten, wird natürlich auch dem Aufwärmen sowie Dehnen im Vorfeld eine entsprechend hohe Priorität eingeräumt.
Bestandteil auch im Sportunterricht
Natürlich ist es auch möglich, den Trendsport in leicht abgeänderter Form in den Sportunterricht zu integrieren. Vorrangig geht es dabei um das läuferische Bezwingen von Hindernissen. Als Benotungskriterien sollten hierbei nicht das Tempo, sondern an den individuellen Fähigkeiten der Schüler ausgerichtete Kriterien wie Kreativität, Effizienz und zusätzlich ein flüssiger Ablauf der Bewegungen entscheidend sein.
Artverwandte Bewegungen
Freerunning
Freerunning stellt nicht, wie oft angenommen, eine Ersatzbezeichnung für Parkour dar, sondern bezeichnet eine gesonderte Disziplin. In Training und Art der Durchführung gibt es jedoch einige Überschneidungen.
Yamakasi – l’art du déplacement
Als eine Art Überbegriff stellt sich die sogenannte „Kunst der Fortbewegung“ dar. Sie versucht dabei, alle Stilarten, die ihren Ursprung im Parkour nach David Belle haben, zusammenzufassen und die teils zerstrittenen Strömungen so in gewisser Form wieder zu versöhnen.